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Geschichte der Via de la Plata und mein Weg auf der Via-de-la-plata 2010 vom 1.Mai bis 2.Juli.

"Via de la Plata" würde wörtlich übersetzt "Silberstraße" heißen und man könnte glauben, der Name stamme daher, daß die Römer im Norden der Iberischen Halbinsel wertvolle Metalle abbauten und über diese wichtige Nord-Süd-Verbindung nach Sevilla brachten, wo sie verschifft wurden. Tatsächlich wurden im Norden Metalle abgebaut, u. a. Gold, aber eben kein Silber. Außerdem hatten die Straßen in der Römerzeit keine einheitlichen Namen, sondern die einzelnen Abschnitte trugen verschiedene Nummern.
Obwohl die Via de la Plata aus der Römerzeit stammt, ist die Herkunft dieses Namens offensichtlich nicht römischen Ursprungs, denn die Mauren, die ab 711 von Afrika kommend die Iberische Halbinsel unterwarfen, bedienten sich natürlich der alten Römerstraßen und nannten diese, die uns hier beschäftigt, "Bal'latta" was "breiter gepflasterter Weg" bedeutet. "Plata" ist also eine Vulgarisierung des arabischen Namens, der die Bezeichnung "Via" vorangestellt ist, was auf den römischen Ursprung hinweist.
Allerdings ist diese Nord-Süd-Verbindung noch viel älter, und die Römer bauten nur Wege aus, die schon vor ihnen benutzt wurden. In vorrömischer Zeit waren es zunächst die steinzeitlichen Jäger, die auf diesen Wegen dem jahreszeitlichen Wildwechsel folgten, und später die ersten Hirten, die ihre Herden von den Sommerweiden der nordkastilischen Hochebene ins Winterquartier der tiefergelegenen Extremadura führten und umgekehrt, eine Tradition, die noch heute fortlebt.
Als die Phönizier im ersten vorchristlichen Jahrtausend die Ost- und Südküste der Iberischen Halbinsel kolonisierten und u. a. Cádiz (phönizisch Gadir) gründeten, wurde der alte Weg der Jäger und Hirten außerdem zum Handelsweg, besonders für den Transport der Gold- und Zinnfunde aus dem Gebiet der heutigen Provinz León nach Süden.
Als die Römer im 2. Jh.v.Chr. begannen, die Iberische Halbinsel zu erobern, bauten sie die alte Nord-Süd-Verbindung aus, indem sie den Weg verbreiterten und pflasterten und Städte anlegten wie - von Süden nach Norden - Hispalis (heute Sevilla), Italica (Santiponce), Emerita Augusta (Merida), Helmantica (Salamanca), Asturica Augusta (Astorga) u. v. m. Das römische Straßennetz hatte militärische Bedeutung - über unsere Via de la Plata marschierten die römischen Soldaten der Kriege gegen Asturier und Kantabrier - und diente als Vermittler für Handel und Kultur, war also mitentscheidend für die frühe und ziemlich umfassende Romanisierung der Iberischen Halbinsel. Im 1. nachchristlichen Jahrhundert war der Weg von Sevilla nach Astorga vollständig gepflastert, trug aber, wie oben bereits erwähnt, keinen einheitlichen Namen.
Der Mozarabische Jakobsweg

Als Anfang des 9. Jh. das Grab des Apostels Santiago entdeckt wurde und seit dem 10. Jh. die Pilgerfahrten nach Compostela einsetzten, machten sich natürlich auch die Christen, die in den vom Islam beherrschten Gebieten des Südens der Iberischen Halbinsel lebten, die sogenannten Mozaraber, auf den Weg und bedienten sich u. a. der Via de la Plata, die damit zu einem bedeutenden Jakobsweg wurde. Somit wurde die Via de la Plata auch als "Mozarabischer Jakobsweg" bekannt.
Als Mozarabischer Jakobsweg gilt aber eigentlich der Weg von Granada über Córdoba nach Merida führt, dort auf die Via de la Plata stößt und auf ihr weiter nach Santiago führt. Nördlich von Zamora bei Granja de Moreruela teilt sich dann der Jakobsweg, und die Pilger haben die Alternative, entweder von der Via de la Plata abzuzweigen und nordwestlich über Ourense nach Santiago zu ziehen oder weiter nördlich nach Astorga zu gehen, wo der Hauptweg nach Santiago, der sog. "Camino Frances" erreicht wird, auf dem es westlich nach Compostela geht.
Bei der Via de la Plata handelt es sich im engeren Sinne um die alte Römerstraße von Sevilla über Mérida nach Astorga. Da der Name "Via de la Plata" jedoch äußerst werbewirksam ist, wird heute auch der Weg so bezeichnet, der bei Granja de Moreruela von der eigentlichen Via de la Plata abzweigt und über Ourense nach Santiago de Compostela führt. Der Weg von Sevilla nach Astorga wird mit "Via de la Plata" bezeichnet und den Weg von Granja de Moreruela über Ourense nach Santiago als "Mozarabischer Weg".
Häufig wird die Bezeichnung "Ruta" de la Plata verwendet, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist, aber es handelt sich dabei um eine modernere Bezeichnung, die aus dem Französischen stammt. Den Namen "Via" de la Plata ziehen wir vor, weil damit der Bezug zum römischen Ursprung deutlicher wird, ein Ursprung, der trotz aller anderen Einflüsse doch prägend ist, nicht zuletzt wegen der Vielzahl römischer Reste.

Die Via de la Plata heute

Bis ins 18.Jh. blieb die Via de la Plata eine wichtige Nord-Süd-Verbindung, aber mit der Neuordnung der spanischen Landstraßen unter König Philipp V, die dem zentralistischen System der von Madrid ausgehenden Sternstraßen den Vorzug gab, wurde die Via de la Plata zweitrangig. Sicher ist dieser Tatsache zu verdanken, daß viele Abschnitte der alten Römerstraße erhalten werden konnten.
Heutzutage sind jedoch auch die peripheren Verkehrswege wieder bedeutsam, und da es sich um die natürliche Nord-Süd-Verbindung im Westen Spaniens handelt, ist nur zu verständlich, daß zuerst die Nationalstraße N-630 und heute auch die Autobahn, die den Beinamen "Via de la Plata" erhält, dem gleichen Streckenverlauf folgen wie einst die Römerstraße. So ist es unvermeidlich, daß die Präsenz dieser vielbefahrenen Straßen gelegentlich die Ruhe der Wanderer bzw. Pilger unterbricht. Die gemeinsame Aktion der Regionalregierungen und der Jakobusvereine, die den Weg seit 1991 mit gelben Pfeilen versehen haben, ist jedoch darauf ausgerichtet, die Pilger möglichst von den großen Straßen fernzuhalten.
Schließlich ist die Via de la Plata nicht nur eine archäologische Fundgrube, sondern auch ein Naturparadies. Obwohl die Vegetation heutzutage nicht mehr der entspricht, die die Römer einst vorfanden, handelt es sich dennoch um eine hier entstandende ursprüngliche Flora, die in einer sehr dünn besiedelten Landschaft den verschiedensten Tierarten Unterschlupf bietet.
Die Pilgerschaft auf der Via de la Plata ist also einerseits ein einzigartiges Naturerlebnis und andererseits eine Reise zurück zu den Ursprüngen der europäischen Zivilisation, besonders in den Regionen Extremadura und Kastilien, wobei neben vielen archäologischen Resten am Weg insbesondere die Städte Mérida, Cáceres, Salamanca und Zamora sehenswert sind, sowie natürlich die Ausgangs- und Endpunkte Sevilla und Santiago, wohl die faszinierendsten Städte Spaniens überhaupt.
Der Pilgerweg ist zwar mit gelben Pfeilen markiert, in Andalusien, Extremadura sowie Kastilien auch mit Meilensteinen und in Galicien mit den typischen Kilometersteinen der Jakobswege, aber die Infrastruktur für Jakobspilger in Bezug auf Unterkünfte läßt stark zu wünschen übrig. In Galicien, um mit dem Ende zu beginnen, finden sich, wie auf allen Jakobswegen, in regelmäßigen Abständen gute und teilweise auch immer noch kostenlose Pilgerherbergen, die aber teils erst Ende 2003, pünktlich zum Heiligen Jahr 2004, fertiggestellt worden sind. In Extremadura führte das Projekt der touristischen Erschließung der Via de la Plata zur unregelmäßigen Anlage von touristischen Herbergen, deren Preise stark variieren und trotz der Ermäßigungen für Jakobspilger ziemlich teuer sein können. In Andalusien und Kastilien ist die Anlage von Herbergen dagegen ganz die Folge privater Initiativen der Ortschaften, der Kirche oder von Privatpersonen.
Angesichts dieser teils ungünstigen Unterkunftssituation variiert die Etappenlänge teilweise sehr, und es gibt sogar den einen oder anderen Fall, wo eine sinnvolle Tagesetappe unmöglich wird und auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgegriffen werden oder draußen geschlafen werden muß.

 


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